Diese Zeittafel bietet einen Überblick zu wichtigen Ereignissen in Italien von 1919 bis zur Befreiung vom Faschismus im April 1945, die Volksabstimmung über die künftige Staatsform und die Proklamation der Republik Italien 1946.
1919–1920
Revolutionäre Arbeitskämpfe mit Fabrik- und Landbesetzungen verbunden mit der Forderung nach politischer Partizipation auf allen Ebenen erschüttern im „Biennio rosso“ (den zwei roten Jahren) 1919/1920 Italien
1919
Gründung der faschistischen Kampfbünde (Fasci di Combattimento) durch Benito Mussolini in Mailand; Gründung der marxistischen Gruppe und gleichnamigen Zeitschrift „Ordine Nuovo“ um Antonio Gramsci in Turin
1921-1922
Während des „Biennio nero“ (den zwei schwarzen Jahren) 1921/1922 Terror und Gewalt der faschistischen Kampfbünde und deren „squadri“ unter Führung von Italo Balbo, einem Kampfgefährten Mussolinis, gegen die „roten“ Kommunen und Einrichtungen vor allem in Norditalien; Gründung der faschistischen Partei (Partito Nazionale Fascista, PNF)
1922
„Marsch auf Rom“; 30.10.1922: Mussolini wird von König Vittorio Emanuele III. mit der Regierungsbildung beauftragt. Beginn des „Ventennio Nero“, den zwei faschistischen Jahrzehnten
1924
Änderung des Wahlrechts und Terror auf der Straße führen zur faschistischen Mehrheit im Parlament; Giacomo Matteotti, Vorsitzender der Sozialisten, wird am 10. Juni von faschistischen Schlägern ermordet
1925–1929
Schrittweise Errichtung der Diktatur: Mussolini übernimmt die Verantwortung für die Ermordung Matteottis; Oppositionelle Parteien wie die Kommunistische Partei Italiens (PCI) und die Sozialistische Partei Italiens (PSI) werden verboten, Italien wird zum faschistischen Einparteienstaat; Entmachtung des Parlaments, Gleichschaltung der Kommunen, Installierung von Geheimpolizei (OVRA), Sondergerichten, faschistischen Gewerkschaften, faschistischen Freizeitorganisationen, Streikverbot, Gleichsetzung von Partei und Staat
1929
Abschluss der Lateranverträge: Mit dem Staatsvertrag zwischen dem Vatikan und Italien wird die seit 1870 bestehende Trennung zwischen Staat und Kirche aufgehoben, der Katholizismus zur Staatsreligion erklärt und die territoriale Unabhängigkeit des Vatikans garantiert
1935/36
Überfall italienischer Truppen auf Äthiopien (Oberbefehl: Marschall Badoglio), völkerrechtswidriger Einsatz von Giftgas; nachfolgend internationale Handelsblockade und Annäherung Italiens an Deutschland; Italien und Deutschland unterstützen mit Waffenlieferungen und Truppen den Kampf Francos gegen das republikanische Spanien; Besiegelung der „Achse Berlin-Rom“
1937
Italien erklärt seinen Austritt aus dem Völkerbund
1938
August: Zählung der Juden, Erstellung der sogenannten ‚Judenkartei‘.
ab September: Erlass der antijüdischen Rassegesetze, die den Ausschluss der Juden aus dem öffentlichen Leben, Universitäten, Schulen, Administration, Armee, Polizei usw. beinhalteten, die Enteignung jüdischen Vermögens, das Verbot der Ehe zwischen Juden und ‚Ariern‘, Erlass zur Ausweisung ausländischer Juden und vieles weitere mehr
1939
Unterzeichnung des ‚Stahlpakts‘: Bündnisvertrag zwischen Italien und dem Deutschen Reich, der auch im Falle eines Angriffskrieges Gültigkeit besitzt
1940
Juni: Italien tritt an der Seite Deutschlands in den Krieg ein, Angriff auf Frankreich (‚Junikrieg‘)
September: Angriff Italiens von Libyen aus auf das britisch besetzte Ägypten
Oktober: Überfall Italiens auf Griechenland, von den griechischen Truppen zurückgeschlagen
1941
Januar: italienische Niederlage in Nordafrika
Februar: Intervention deutscher Truppen an der Seite Italiens in Nordafrika
Juni: nach Beginn des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion kämpft eine italienische Russland-Armee mit über 220.000 Soldaten an der deutschen Seite
1942
November: Italien besetzt Südostfrankreich und Korsika
November/Dezember: Vernichtung der italienischen Armee in Südrussland nach Beginn der sowjetischen Winter-Offensive
1943
Kriegsmüdigkeit in der Bevölkerung, alliierte Bombenangriffe und Versorgungsprobleme destabilisieren das Mussolini-Regime; im Untergrund bildet sich das antifaschistische Bündnis von Kommunisten, Sozialisten, Radikalliberalen und antifaschistischen Bürgerlichen
März: Kommunisten, Sozialisten und die Gruppe „Giustizia e Libertà“ beschließen die gemeinsame Vorbereitung des bewaffneten Widerstands; Streikaktionen in den Städten Norditaliens, die ersten Massenproteste nach über 20 Jahren faschistischer Herrschaft
Juli: Am 10.7.1943 erfolgt die Landung der Alliierten auf Sizilien; am 25.7.1943 wird Mussolinis durch den Faschistischen Großrat abgesetzt und von König Vittorio Emanuele III. verhaftet; dieser übernimmt selbst den Oberbefehl über die Streitkräfte; Marschall Badoglio wird neuer Regierungschef; Hitler verlegt verstärkt Truppen über den Brenner
September: 3.9.1943: Geheim gehaltener Waffenstillstandsvertrag von Cassibile zwischen Italien und den Alliierten; 8.9.1943: Offizielle Verkündung des Waffenstillstands;
9.9.1943: Die Wehrmacht besetzt Italien und entwaffnet die italienische Armee; in der Folge werden ca. 600.000 italienische Armeeangehörige als „Militärinternierte“ nach Deutschland deportiert; Gründung des „Comitato di Liberazione Nazionale“ (CLN, Komitee der nationalen Befreiung); Die 5. US-Armee landet bei Salerno in Süditalien, britische Truppen landen bei Tarent; 12.9.1943: Mussolini wird von deutschen Fallschirmjägern aus der Haft auf dem Gran Sasso in den Abruzzen befreit (‚Unternehmen Eiche‘); in Boves (Süd-Piemont) erstes Massaker an der Zivilbevölkerung; Mussolini ruft am Gardasee die Repubblica Sociale Italiana, die Republik von Salò, aus
Oktober: Deportation von über 1.000 römischen Juden nach Auschwitz; die Badoglio-Regierung erklärt als Regno del Sud den Deutschen an der Seite
der Alliierten den Krieg
November: der faschistische Parteikongress von Verona erklärt die italienischen Juden zu Angehörigen einer ,,feindlichen Nationalität”
1944
Januar: Landung der Alliierten bei Nettuno und Anzio
März: Generalstreik in den Industriezentren Norditaliens; Massaker in den Ardeatinischen Höhlen (Rom)
April: „Wende von Salerno“, Einbeziehung des antifaschistischen Bündnisses in die Regierung Badoglio (nationale Einheitsregierung)
Juni: Befreiung Roms; Vormarsch der Alliierten bis zum Apennin (Gotenlinie); zunehmende Wirkung des organisierten bewaffneten Widerstandskampfes; Landung der Alliierten in der Normandie.
August: Landung der Alliierten in der Provence
Sommer-Herbst: mehrere Partisanenrepubliken entstehen; Massaker und Vergeltungsaktionen von Wehrmacht und SS (Mailand, St. Anna di Stazzema, Marzabotto, Friaul, Monte Grappa und viele weitere)
November: Der britische General Harold Alexander ruft die Partisanen dazu auf, ihre Kampfhandlungen so lange einzustellen, bis die Alliierten im Frühjahr ihre Kampfhandlungen wieder aufnehmen würden (Alexander-Befehl), was der CLN jedoch ablehnt
1945
Die Resistenza übernimmt zunehmend die Kontrolle über Gebiete, Verkehrsverbindungen und Städte in Norditalien
Februar: der CLN für Norditalien plant den koordinierten Aufstand im April
Anfang April: Beginn der alliierten Schlussoffensive
15. bis 30. April: koordinierter Aufstand der Resistenza und Befreiung der großen Städte Norditaliens
28. April: Mussolini wird – beim Versuch in die Schweiz zu flüchten – von Partisanen in San Giuliano Mezzegra (nahe Dongo am Comer See) erschossen
2. Mai: Bekanntmachung der am 29. April unterzeichneten Kapitulation der Wehrmacht
20. Juni: Bildung einer aus der Resistenza hervorgegangenen Regierung unter Beteiligung von PCI, PSI, DC, der Liberalen Partei und der Aktionspartei, Ministerpräsident wird der ehemalige Partisanenführer Ferruccio Parri
1946
9. Mai: Abdankung von König Vittorio Emanuele III. zugunsten seines Sohnes Umberto II.
2. Juni: Volksabstimmung über die künftige Staatsform: 12.672.767 Stimmen für die Republik, 10.688.905 Stimmen für die Beibehaltung der Monarchie
18. Juni: Proklamation der Republik Italien
22. Juni: Palmiro Togliatti (PCI), Justizminister in der von De Gasperi geführten Regierung der nationalen Einheit, verfügt eine Amnestie für politische und militärische Straftaten, die während der Zeit des Faschismus verübt wurden. Er begründet das Dekret mit der Notwendigkeit des „politischen und gesellschaftlichen Friedens“. Nach Schätzungen wurden circa 11.800 politische Straftäter aus der Haft entlassen
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