Am 25. April wird in Italien wieder der Tag der Befreiung vom Nazifaschismus gefeiert – was wir schon früher und an anderer Stelle zum Anlass nahmen, auf das italienisch-französisch-schweizerische Gemeinschaftsprojekt ‚La Memoria delle Alpi / La Mémoire des Alpes / Gedächtnis der Alpen’ aufmerksam zu machen‚ das sich u.a. zur Aufgabe gesetzt hat, politische und rassistische Verfolgungen, Kriegsereignisse sowie geistige und militärische Widerstandsbewegungen, die den Alpenraum so stark geprägt haben, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Meist sind es nur einfache Schautafeln, die entlang der angelegten ‚Freiheitspfade’ aufgestellt wurden und Informationen liefern über bestimmte historische Ereignisse, die ohne diese Hinweise leicht in Vergessenheit geraten könnten. So auch am Percorso Ebraici, der einer großen Gruppe von Juden, darunter Frauen, Kinder und alte Menschen im September 1943 als vermeintlicher Fluchtweg vor den Nazis diente. Von März bis September 1943 hatten sie in Saint-Martin de Vésubie Zuflucht gefunden und suchten nun, da die Deutschen von Süden vorrückten, einen Weg nach Italien. Ihre Hoffnung – mittlerweile war Mussolini abgesetzt und am 8. September der italienische Waffenstillstand erklärt – mit dem beschwerlichen Weg über den Col de Fenestre und weiter über Entracque und Borgo San Dalmazzo in die Freiheit zu gelangen, trog: die Deutschen marschierten am 12. September auch in diese Region ein und besetzten die italienischen Stellungen. Die Flüchtlinge – insgesamt circa 300 Familien – wurden von den Deutschen auf Basis der von Mussolini 1938 erlassenen ‚Rasse-Gesetze‘ festgenommen und in Borgo San Dalmazzo inhaftiert.
Am Bahnhof dieses kleinen Ortes am Eingang des Sturatales erinnert heute ein Mahnmal, das Memoriale della Deportazione, daran, dass hier am 21. November 1943 insgesamt 329 Menschen dieser Fluchtgruppe in Güterwaggons gepfercht und in das Konzentrationslager Auschwitz transportiert wurden, wo 311 von ihnen ermordet wurden.
Die Namen all der Menschen – es gab noch weitere Transporte, auch nach Buchenwald – die von Borgo San Dalmazzo aus in die KZs transportiert wurden, sind nun auf dem Bahnhofsvorplatz eingelassen. Nur die Namen der Wenigen, die überlebt haben, sind auf senkrecht stehenden Stelen angebracht. „… Sie erzählen von den vielen Menschenschicksalen, die in Borgo aufeinander getroffen sind, hierher getrieben von einer Verfolgungsjagd ohne Grenzen, die das damalige Europa nicht verhindern konnte und wollte….“.
Sabine Bade & Wolfram Mikuteit
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