Fischia il vento: „Der Wind pfeift“ bei Madonna del Alto

„Die Lieder der italienischen Resistenza“, schrieb Rosanna Rosanda im Vorwort zu Gino Vermicellis Buch ‚Die unsichtbaren Dörfer‘, „sind nicht sehr fröhlich. Das bekannteste, nach der Melodie von »Katiuscia«, ist »Fischia il vento« und erzählt von der Härte des Partisanenlebens, seinem ständigen Zusammentreffen mit dem Tod“.  

Den Text zur Melodie des melancholischen russischen Liebesliedes „Katjuscha“ verfasste Dr. Felice Cascione. Der aus Porto Maurizio stammende Arzt gehörte schon während seines Medizinstudiums in Bologna dem klandestinen antifaschistischen Widerstand an; 1943 trat er in die verbotene Kommunistische Partei Italiens ein. Nach gerade abgelegtem Examen war Felice Cascione einer der ersten, die direkt nach Bekanntgabe der Kapitulation Italiens am 8. September 1943 und der anschließenden deutschen Besatzung im Hinterland der ligurischen Küste eine Partisaneneinheit aufstellte.

Das von „U mégu“ (lokaler Dialekt für: der Arzt) gedichtete Lied soll zu Epifania (Heilige Drei Könige, 6. Januar) 1944 bei Fontane di Alto im südpiemontesischen Valle Pennavaira erstmals gesungen worden sein:

Fischia il vento, infuria la bufera,
scarpe rotte eppur bisogna andar,
a conquistare la rossa primavera
dove sorge il sol dell’avvenir.

Ogni contrada è patria del ribelle,
ogni donna a lui dona un sospir,
nella notte lo guidano le stelle
forte il cuore e il braccio nel colpir.

Se ci coglie la crudele morte,
dura vendetta verrà dal partigian;
ormai sicura è già la dura sorte
del fascista vile traditor.

Cessa il vento, calma è la bufera,
torna a casa il fiero partigian,
sventolando la rossa sua bandiera;
vittoriosi e alfin liberi siam.

Schon wenige Wochen nachdem das Lied mit dem Text von Felice Cascione erstmals erklang, wurde „U mégu“ am 27. Januar 1944 oberhalb von Madonna del Lago (Gemeinde Alto / Piemont) bei einem Feuergefecht mit faschistischen Truppen schwer verwundet und – nachdem er sich als Anführer der Partisanengruppe zu erkennen gegeben hatte – erschossen. Posthum wurde ihm die ‚Medaglia d’oro al valor militare‘ verliehen.

„Fischia il Vento“ wurde zur Hymne der Garibaldi-Partisanenbrigaden Norditaliens und das wahrscheinlich meistgesungene Lied des Widerstands während der 20 Monate der deutschen Besatzung Italiens.

Wer von Madonna del Lago auf den Monte Dubasso (Wikipedia: 1.545 m – IGC-Karte und Gipfelkreuz: 1.538 m) wandert, passiert dabei schon nach kurzem Aufstieg die Stelle, an der Felice Cascione erschossen wurde. Nur wenig abseits des Weges befindet sich die kleine Gedenkstätte für ihn.

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

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