Am Sonntag, 23. September 2018, ist Ugo Berga gestorben. Und am Dienstag, 25. September 2018, wurde er auf dem Friedhof von Turin beigesetzt.
Im Juni 2011 nahm er sich in Bussoleno einen ganzen Nachmittag lang Zeit, um uns als Zeitzeuge von den Kämpfen gegen die deutsche Besatzung im Susatal zu berichten und unsere vielen Fragen zu beantworten. Dafür nochmals: Vielen Dank!
Ugo Berga, am 24. Januar 1922 geboren, war bereits durch Familie (u.a. zählten seine Tante Rita Montagnana und sein Onkel Mario Montagnana zu den Mitbegründern des PCI) und Umfeld geprägter Antifaschist, bevor die deutsche Wehrmacht im September 1943 sein Land überfiel. Die perfiden italienischen Rassengesetze hatten ihn zum Verlassen der Schule gezwungen, und die Bombardierungen Turins führten ihn in das untere Susatal. Dort gehörte er neben Carlo Carli, Egidio Liberti, Walter Fontan, Felice Cima und Marcello Albertazzi zu jenen Männern, die erste Widerstandsgruppen bildeten und Sabotageakte auf die für die Deutschen strategisch extrem wichtige Eisenbahnverbindung Turin – Modane und auf Brücken und Telegrafenleitungen verübten.
Er war jener “Ugo“, von dem Ada Gobetti nach ihrem ersten Treffen am 27. Oktober 1943 schrieb, dass sie ihn sofort an seinen roten Haaren erkannt habe (aus ihrem Diario partigiano: “A Mattie ho incontrato Ugo, che ho subito riconosciuto per i suoi capelli rossi“).
In der Nähe seines Vaterhauses war es auch, wo sich die Männer, die sich nun nicht mehr ‚Rebellen‘ oder ‚Patrioten‘, sondern ab jetzt ‚Partisanen‘ nannten, auf einer Lichtung bei Martinetti oberhalb von San Giorio di Susa trafen und den Eid von Garda leisteten: Sie schworen auf die mitgeführte italienische Trikolore, so lange gegen den Nazi-Faschismus zu kämpfen, bis das Land befreit wäre.
Was Ugo Berga auch tat: Als Politkommissar der 106a° Brigata Garibaldi ‚Giordano Velino‘ erlebte er die Befreiung Turins im April 1945.
Er blieb lebenslang politisch aktiv. Die Erfahrungen der Resistenza waren für ihn nicht lediglich ein Stück abgeschlossene Geschichte, sondern haben sein Leben bestimmt und dazu beigetragen, sich auch in hohem Alter immer wieder aktiv in das politische Tagesgeschehen einzumischen. So erstaunt es nicht, dass Ugo Berga auch den jahrzehntelangen Kampf der Bevölkerung gegen das – unter Umweltschutzgesichtspunkten unverantwortliche und wirtschaftlich vollkommen sinnentleerte – Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsprojekt zwischen zwischen Turin und Lyon unterstützte.
Fa buon viaggio Ugo. Ora e sempre Resistenza!
Sabine Bade & Wolfram Mikuteit
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