Die Bevölkerung Roms hungerte im Frühjahr 1944. Elsa Morante schrieb dazu in ihrem Buch ‚La Storia‘:
„In den letzten Monaten der deutschen Besatzung sah Rom allmählich wie gewisse indische Städte aus, wo nur die Geier sich sattfressen können und keine Bestandsaufnahme der Lebenden und der Toten mehr stattfindet“.
Die drastische Reduzierung der täglichen Brotration (kaum Mehl enthaltendes „Pane nero“) von 150 auf 100 Gramm pro Person am 25. März 1944 – zwei Tage nach dem Attentat in der Via Rasella – führte ab Anfang April zu spontanen Demonstrationen und Plünderungen von Bäckereien.
Am 7. April 1944 eskalierten die Zusammenstöße zwischen den um Brot und Mehl kämpfenden Frauen auf der einen und faschistischer Polizei und deutschen Besatzungstruppen auf der anderen Seite. Frauen stürmten eine Bäckerei im Viertel Ostiense, die die Besatzungstruppen mit Brot belieferte. Ein herbeigerufenes deutsches Kommando sperrte die Ponte dell’Industria und hinderte die Frauen damit an der Flucht. Zehn Frauen wurden aufgegriffen, mit dem Gesicht zum Wasser auf der Brücke aufgestellt und sofort erschossen, „so wie die Tiere im Schlachthaus getötet werden“, wie Carla Capponi dazu schrieb. Zur Abschreckung mussten die Leichen von Clorinda Falsetti, Italia Ferracci, Esperia Pellegrini, Elvira Ferrante, Eulalia Fiorentino, Elettra Maria Giardini, Concetta Piazza, Assunta Maria Izzi, Arialda Pistolesi und Silvia Loggreolo den ganzen Tag auf der Brücke liegen bleiben.
Veranlasst durch eine Initiative, an der auch Carla Capponi beteiligt war, wurde im September 1997 an der Ponte dell’Industria eine Gedenkstele für die 10 ermordeten Frauen errichtet – und zur Erinnerung an die Brotaufstände in Rom.
Sabine Bade & Wolfram Mikuteit
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