Museo della Resistenza Europea in Genua

Auch dieses Jahr gibt es im April um den Jahrestag der Befreiung von der deutschen Besatzung (25. April, Anniversario della Liberazione) herum wieder Möglichkeiten zum Besuch des Museo della Resistenza Europea in Genua. Dort, wo sich früher das Gestapo-Hauptquartier befand, wird auch des Widerstands in Deutschland gedacht.

das Museo della Resistenza Europea in Genua in der ex. Casa dello Studente - Genua - Foto: © Sabine Bade

Die Gestapo in der Casa dello Studente
Die Universität Genua ließ zwischen 1933 und 1935 die Casa dello Studente am Corso Aldo Gastaldi (damals: Corso Giulio Cesare) als Studentenwohnheim errichten. Kurz nach Fertigstellung wurde das 5-geschossige Gebäude von der Faschistischen Partei übernommen. Nach der Besetzung Genuas durch deutsche Truppen war die Casa dello Studente ab Mitte Oktober 1943 Sitz der Gestapo, war deren Verhör- und Folterzentrum unter Leitung von SS-Obersturmbannführer Friedrich Engel, dem SD- und Polizeichef von Genua, der in internationalen Medien auch als „Schlächter von Genua“ bezeichnet wird.

Casa dello Studente, Genua - Folterkeller - Foto: © Sabine Bade

Nach der Befreiung Genuas am 25. April 1945 – die deutschen Truppen unter dem Kommando von Generalmajor Günther Meinhold hatten sich direkt den Vertretern des Widerstands ergeben – fanden die Partisanen im Keller der Casa della Studente Folterwerkzeuge, Blutspuren, Knochenteile und Fingernägel. Die Medien berichteten über die Funde, und für eine kurze Zeit stand das Gebäude, in dem Hunderte von Widerstandskämpfern gefangen gehalten und in dem sogenannten „Keller der Qualen“ vor ihrer Hinrichtung oder Deportation gefoltert wurden, der Bevölkerung Genuas offen.
Aber schon ab 1946 wurde die Casa dello Studente wieder von der Universität genutzt, die Gefängniszellen wurden als Vorratsspeicher für die Mensa verwendet und der Zugang zum für die Folterungen genutzten unterirdischen Luftschutzraum wurde – im Namen der nationalen Versöhnung – zugemauert.

Gedenken an deutschen Widerstandskämpfer im ehemaligen Folterkeller der Gestapo
27 Jahre lang rührte niemand an der grausigen Vergangenheit des Studentenwohnheims. Erst nachdem Studenten Ende der 1960er-Jahre zusammen mit ehemaligen Widerstandskämpfern damit begonnen hatten, die Geschichte des Gebäudes zu rekonstruieren, legten sie 1972 diesen Zugang wieder frei. Damals entstand die Idee, den „Keller der Qualen“ als Gedenkstätte des internationalen Widerstandes zu erhalten. Das Ziel der Initiatoren war es, den oft längst vergessenen Beitrag all jener zu würdigen, die in ganz Europa für den Widerstand gegen Nationalsozialismus und Faschismus kämpften, der „kein Vaterland und keine Grenzen kannte“. Hier sollte nicht nur an den ehemaligen Folterkeller der Gestapo erinnert werden. Dass das Gebäude auch von italienischen faschistischen Organisationen im Wissen um die Ereignisse in den Folterkellern genutzt wurde, sollte ebenso in Erinnerung bleiben wie die vielen Opfer des deutschen Widerstandes gegen das NS-Regime, vor allem in den Reihen der Arbeiterbewegung, über den in Italien relativ wenig bekannt war/ ist.

Casa dello Studente, Genua - Folterkeller, mit Gedenktafel für Rudolf Seiffert - Foto: © Sabine Bade

Um diese nach Ansicht der Initiatoren verborgen gebliebene Seite des deutschen Widerstandes, vor allem den der Arbeiter in Berlin, zu würdigen, ehren sie in der Casa dello Studente seit 1974 Rudolf Seiffert stellvertretend für die deutschen Widerstandskämpfer. Seiffert (1908-1945) war Leiter einer illegalen Betriebsgruppe bei den Siemens & Halske-Werken in Berlin-Siemensstadt und Mitglied der Berliner Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation. Am 29. Januar 1945 wurde er im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet.

Casa dello Studente: Veranstaltungsprogramm zum Tag der Befreiung, 25. April 2017

Am Sonntag, den 23. April (10.00-12.00 Uhr und 14.00-18.00 Uhr), und am Dienstag, den 25. April (12.00-18.00 Uhr) werden Führungen durchgeführt. Casa dello Studente, Corso Aldo Gastaldi, ab Metrostation Genua-Brignole Buslinien 16, 45 und 87.
Wer das Museo della Resistenza Europea zu anderen Zeiten besichtigen möchte, muss sich anmelden. Kontakt: centrodocumentazionelogos@gmail.com

 

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

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