Das römische Viertel Quadraro, ein „Wespennest“ für die deutschen Besatzer

Botschaftsrat Eitel Friedrich Moellhausen soll es gewesen sein, der als erster Quadraro als “Wespennest“ des Widerstands gegen die deutsche Besatzung bezeichnete.
Das sich zu beiden Seiten der Via Tuscolana erstreckende Arbeiterviertel im Südosten Roms war erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts als eines der vielen Borgate entstanden, in denen sich Menschen vor allem aus den ländlichen Gebieten des Mezzogiorno auf ihrer oft erfolglosen Suche nach Arbeit angesiedelt hatten. Während der deutschen Besatzung Roms waren hier neben der GAP (“Gruppi d’Azione Patriottica”) u.a. die sozialistische Brigata Matteotti, die dem Partito d’Azione nahestehende “Banda Il Lavoro” und Partisanen der Gruppe “Bandiera Rossa” aktiv. Daneben verübte eine Gruppe Jugendlicher um Giuseppe Albano (“il Gobbo del Quarticciolo”) in Robin-Hood-Manier Überfälle auf deutsche Lebensmitteldepots und diverse Sabotageakte. Nachdem diese Gruppe am 10. April 1944 in einer Trattoria auf der Via Tuscolana drei deutsche Soldaten getötet hatte, nahm das deutsche Oberkommando dies – nur 2 Wochen nach dem Massaker in den Ardeatinischen Höhlen – zum Anlass, das Quadraro auszuheben.

Die größte Razzia während der Besatzungszeit
Im Morgengrauen des 17. April 1944 begann unter dem Kommando von SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler die Razzia mit dem Namen „Unternehmen Walfisch“ (Operazione Balena) im Quadraro: Haus für Haus wurde von der SS sowie zusätzlicher Kräfte der Wehrmacht durchsucht und insgesamt ca. 2000 Männer und Jungen gefangen genommen. Nach einem Auswahlverfahren wurden 947 arbeitsfähige Männer im Alter zwischen 15 und 55 Jahren zunächst ins Lager Fossoli und von dort aus zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. Etwa die Hälfte von ihnen überlebte die dort vorliegenden unmenschlichen Arbeitsbedingungen nicht.
Im Jahr 2004 wurde dem Stadtteil Quadraro – als damals einzigen in Rom – als Zentrum des aktiven antifaschistischen Widerstands und der dafür erlittenen Opfer die Medaglia d’oro al merito civile verliehen. (Im Jahr 2017 erhielt auch der Stadtteil Centocelle diese Würdigung.)

Man sieht nur, was man weiß: Die Wespen im Quadraro
Die Wespenmotive in der Via di Monte del Grano kann nur verstehen, wer um die Bezeichnung der deutschen Besatzer für das Quadraro als „Wespennest“ des Widerstands weiß: Hier hat der römische Graffity-Künstler Lucamaleonte in Zusammenarbeit mit dem Museo di Urban Art di Roma MURo in Erinnerung an die Aushebung des „Wespennests” und die Deportierten die Mauern mit Wespenmotiven versehen. „ll Nido di Vespe” ist Streetart vom Feinsten.

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

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