Gedenkveranstaltung am Colle del Lys

Seit Jahrzehnten findet im Piemont jedes Jahr am ersten Juli-Wochenende eine Gedenkveranstaltung am Colle del Lys statt – dort wo unweit von Turin am Übergang zwischen Susa- und Viùtal am 2. Juli 1944 26 junge Männer einem blutigen Massaker zum Opfer fielen. Auch dieses Ereignis jährt sich – wie so viele andere – dieses Jahr zum 70. Mal.

70. Jahrestag des Massakers am Colle del Lys

Nachdem bereits Ende Juni 1944 Auskämmungsaktionen in verschiedenen Orten des Susatals stattfanden, stießen im Morgengrauen des 2. Juli 1944 deutsche und italienische SS-Truppen zum Colle del Lys vor. Sie näherten sich dem Pass von zwei Seiten, sowohl vom Viù- als auch vom Susatal. Ihr Ziel war die Zerschlagung der 17. Garibaldi-Brigade „Felice Cima“. Während heftiger Gefechte wurden sechs Partisanen getötet, die meisten anderen konnten sich in Richtung der schwer zugänglichen Region um den Monte Rognoso retten. Für 26 Männer gab es dagegen kein Entkommen. Sie waren erst kurz vorher aus der Ebene zu den Partisanen gestoßen und wussten weder, wie man sich im felsigen, unwegsamen Gelände zu bewegen hatte, noch trugen sie dafür das richtige Schuhwerk. Sie sahen sich außerstande, den anderen zu folgen und waren zur Umkehr gezwungen. Die Männer – die meisten waren unbewaffnet – wurden von den SS-lern gefasst, gefoltert und anschließend erschlagen. Erst zwei Tage später war es möglich, die schwer geschändeten Leichen zu bergen und in einem Massengrab beizusetzen.

Per non dimenticare – Orte der Erinnerung am Colle del Lys

1947 wurde am Colle del Lys eine erste kleine Gedenktafel für die Toten der 17. Garibaldi-Brigade „Felice Cima“aufgestellt. Als aber am 11. September 1955 – bereits mitten im Kalten Krieg und einige Jahre nach Aufspaltung der A.N.P.I. – der knapp acht Meter hohe Rundturm eingeweiht wurde, der heute das Wahrzeichen des Passes ist, wählte man einen anderen Ansatz: Seit damals wird nicht mehr nur der Opfer einer einzelnen Partisanenorganisation gedacht, sondern parteiübergreifend aller 2.024 Menschen aus den Valli di Lanzo, Susa, Sangone und Chisone, die während der 20 Monate des Widerstands gegen deutsche und italienische Faschisten ihr Leben verloren.

In diesem eher regionalen als organisationsbezogenen Sinn versteht sich auch das im Jahr 2000 in der ehemaligen Casa Cantoniera errichtete „Ecomuseo della Resistenza Carlo Mastri“. Zwar setzt die ständige Fotoausstellung ihren unübersehbaren Schwerpunkt auf die Geschichte der 17. Garibaldi-Brigade – Wechselausstellungen und Veranstaltungen widmen sich aber dem gesamten Komplex der Resistenza.

Gedenkveranstaltung 2014

Die diesjährige Gedenkveranstaltung beginnt am Samstag, den 5. Juli 2014, mit der Wanderung zum Colle della Portia, die wir auch in unser Buch „Partisanenpfade im Piemont“ aufgenommen haben. Die weiteren Programmpunkte können dem Veranstaltungsplakat entnommen werden.

Ein kleiner Hinweis noch zum Ehrengast der sonntäglichen Hauptveranstaltung Joseph Kaiser (VVN-BdA Ravensburg/Oberschwaben): Die VVN-BdA Ravensburg/Oberschwaben pflegt – wie auch die VVN-BdA Konstanz – intensive Kontakte zu ehemaligen WiderstandskämpferInnen, PartisanInnen, AntifaschistInnen und GewerkschafterInnen aus dem Piemont, die aus der Städtepartnerschaft Ravensburg-Rivoli vor über 30 Jahren hervorgegangen sind. So wie Elena Cattaneo, die Präsidentin des Comitato Resistenza Colle del Lys, im Mai mit ihrem Mann Franco Voghera zur Gedenkveranstaltung am KZ-Friedhof an der Birnau kam, ist auch dieses Jahr wieder eine Delegation der VVN-BdA Ravensburg/Oberschwaben am Colle del Lys dabei.

Plakat / Veranstaltungsprogramm als Download

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

 

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