Author Archives: Sabine Bade

Irma Bandiera und die Erinnerung an den Widerstand in Bologna

Irma Bandiera - Wandgemälde an der Fassade der Grundschule Luigi Bombicci in der Via Turati, Bologna. Foto: Sabine Bade

Vielerorts wird in Bologna an Irma Bandiera (1915-1944) erinnert. Ihre Heimatstadt gedenkt der jungen, mutigen Frau an der zentralen Piazza del Nettuno, am Denkmal für im Widerstand gefallene Partisaninnen im Park der Villa Spada, am Ort ihrer Ermordung und auf dem Cimitero Monumentale della Certosa. Am eindrücklichsten aber zeigt sich die Verehrung für Irma Bandiera und die Erinnerung an den Widerstand in Bologna an der Fassade der Grundschule Luigi Bombicci in der Via Turati. Geschaffen vom Mailänder Streetart-Duo Orticanoodles, erfolgte die Enthüllung ihres riesigen Abbilds anlässlich des 72. Jahrestags der Befreiung am 24. April 2017. Continue Reading →

Gerade erschienen: Die Neuauflage von Gino Vermicellis Buch „Die unsichtbaren Dörfer“

Fünfzig Jahre nach Kriegsende unter dem Titel Viva Babeuf! verfasst, erschien Die unsichtbaren Dörfer von Gino Vermicelli (1922-1998)  im Jahr 1990 im Züricher Rotpunktverlag erstmals in deutscher Sprache. Danach war dieser autobiografisch gefärbte Roman über den Kampf der PartisanInnen gegen die deutsche Wehrmacht und ihre faschistischen Handlanger im nordpiemontesischen Ossolatal lange vergriffen; nur wer Glück hatte, fand Schwarzdrucke. Nun hat der Verlag zum 21. April 2022 – passend zum 100. Geburtstag des Autors – eine überarbeitete Neuauflage herausgebracht.

Vermicelli: Die unsichtbaren Dörfer

Gino Vermicelli: Die unsichtbaren Dörfer. Rotpunktverlag, Zürich 2022.

Gino Vermicelli war selbst als politischer Kommissar einer Garibaldi-Brigade am Widerstandskampf in der Region beteiligt. So erfahren wir, wie die Männer und Frauen in der Zeit zwischen Frühjahr und Herbst 1944 lebten, wie sie sich ihre Nahrung beschafften, wie sie ihre Anschläge vorbereiteten und wie sie schließlich die Partisanenrepublik von Ossola errichteten. Zwischen das Geschehen, auf den langen Märschen über Berg und Tal, flechtet Vermicelli die verschiedensten Gedanken der PartisanInnen, ihre Überlegungen, ihre Wünsche und Hoffnungen für die Zeit nach der Befreiung ein. Dies geschieht meist durch die Dialoge der beiden Protagonisten, des Politkommissars Simon und des Kommandanten Emilio – der eine Kommunist, der andere Katholik.

Das Vorwort zur Erstauflage schrieb Rossana Rossanda (1924-2020), nach ihrem Ausschluss aus der KPI Mitbegründerin der Zeitschrift IL Manifesto. Auch sie war am Widerstand beteiligt, übernahm damals im nahen Mailand Kurierdienste für die Resistenza. Dass sich Vermicelli der nicht einfachen Wahrheit über den notwendigen bewaffneten Kampf eines zerrissenen Volkes stellt, dass seine Schilderungen mit Zweifeln, Vorahnungen, Ungewissheiten und Fragen durchsetzt sind, betonte sie besonders. Und begrüßte „das Fehlen einer Rhetorik der Freiheit, von der verheissen wird, dass sie uns Arm in Arm mit dem Glück gleich um die Ecke erwarten würde, sobald der letzte Deutsche den Boden des Vaterlandes verlassen hätte.“

Die unsichtbaren Dörfer liefern kein Heldenepos, keine Schwarzweißmalerei, keine einfachen Wahrheiten: Das macht das Buch unbedingt lesenswert! Auch wenn wir uns gewünscht hätten, Rossana Rossandas Vorwort auch in der Neuauflage wiederzufinden.

Sabine Bade

Vermicelli, Gino: Die unsichtbaren Dörfer, Zürich 2022
ISBN 978-3-85869-942-8
Rotpunktverlag

Aus Polen verbannt: Die italienische Auschwitz-Gedenkstätte

Das renommierte Mailänder Architekturbüro BBPR schuf 1980 im Auftrag der italienischen Deportiertenvereinigung ANED in Block 21 des ehemaligen KZ Auschwitz eine – durch Texte von Primo Levi, Musik von Luigi Nono und Gemälden von Pupino Samonà – ungemein beeindruckende Gedenkstätte. Dreißig Jahre später entsprach das Werk nicht mehr der Gedenkstättenkonzeption der polnischen Regierung und musste, um der Zerstörung zuvorzukommen, abgebaut und rückgeholt werden. In Florenz wurde die italienische Auschwitz-Gedenkstätte nun wieder aufgebaut.

il Memoriale italiano di Auschwitz - die italienische Auschwitz-Gedenkstätte, jetzt in Florenz - Foto: © Sabine Bade

il Memoriale italiano di Auschwitz – die italienische Auschwitz-Gedenkstätte, jetzt in Florenz – Foto: © Sabine Bade

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Karte zu Orten der Erinnerung

Wer unsere Seite regelmäßig besucht, wird festgestellt haben, dass wir einen neuen Menue-Punkt eingefügt haben.

Unter Karte / Artikel ist nun auf einen Blick erkennbar, wo genau sich die Orte der Erinnerung an die Folgen der deutschen Besatzung Italiens befinden, über die wir bisher berichtet haben. Mithilfe dieser beliebig vergrößerbaren Karte wird eine punktgenaue Lokalisierung des Gedenkortes möglich.

Nach einem Klick auf einen der roten Positionspunkte öffnet sich ein Fenster, in dem hinterlegt ist, in welchem unserer Artikel Informationen über diesen Ort zu finden sind.

Sabine Bade & Wolfram Mikuteit

Im Bosco della Memoria in Monza wird an die Opfer der Deportationen erinnert

Monza, nur knapp 20 km nordöstlich von Mailand gelegen, gehörte zum Einzugsgebiet der großen Industrieunternehmen, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem in und um den Nachbarort Sesto San Giovanni angesiedelt hatten. Frauen und Männer aus Monza pendelten dank guter Verkehrsverbindungen in die dort ansässigen Fabriken von Breda, Pirelli, Falck, Marelli, Singer und deren Zulieferer.

der Bosco della Memoria in Monza - Foto: © Wolfram Mikuteit

der Bosco della Memoria in Monza – Foto: © Wolfram Mikuteit

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